„Mein Freund, die Wärmepumpe“ – Bericht aus der Praxis eines Heizungsexperten

Nach einer wissenschaftlich fundierten, eindeutig positiven Bewertung der Wärmepumpentechnologie kritisiert Dr. Martin Modlinger, der Dachauer Landtagskandidat der GRÜNEN, die Polemik der CSU. Diese dränge manche Bürgerinnen und Bürger dazu, „noch schnell“ die langfristig teurere Heizung einzubauen. Das schade nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Geldbeutel der Leute.

Der Raum in der TSV-Sportgaststätte in Karlsfeld war komplett gefüllt: Im Rahmen der monatlichen Veranstaltung „Triff die GRÜNEN“ stand ein Vortrag über einen Vergleich der unterschiedlichen Heizsysteme auf dem Programm: Werner Narr, Dipl.-Ing. (FH) Elektrotechnik, der etliche Heizungen selbst geplant, projektiert und eingebaut hat, berichtete von seinen Erfahrungen aus der Praxis und gab einen ausführlichen Marktüberblick. Er selbst trat vor Kurzem den GRÜNEN bei, weil er den populistischen Tönen gegen die Energiewende etwas entgegensetzen wollte.

Der Betrieb einer Wärmepumpe sei heute schon die kostengünstigste Variante, mit der man heizen könne. Narr räumte mit dem oft gehörten Vorurteil auf, dass dies nur für Neubauten gelte. Auch für Altbauten – mit wenigen Ausnahmen – stelle die Wärmepumpe die günstigste Möglichkeit dar. Dazu führte er neben Preisrecherchen auch Untersuchungen des ISE des Fraunhofer Instituts an: Dabei wurden Wärmepumpen im Altbau untersucht (das älteste Haus mit Baujahr 1919). Die dort vorgefundenen Luft/Wasser-Wärmepumpen hatten eine Jahresarbeitszahl zwischen 2,6 und 4 mit einem Durchschnitt von 3. Eine Jahresarbeitszahl von 3 bedeutet, dass eine Wärmepumpe 3 mal so viel Heizenergie produziert, wie an Strom verbraucht wird. Die anderen untersuchten Heizungsarten Öl, Gas und Holzpellets können in günstigsten Fällen die Ausgangsenergie ungefähr 1:1 in Wärme umsetzen. Das bedeutet, dass Öl-, Gas- oder Pelletheizungen aus 1 kWh Brennstoff maximal 1 kWh Wärme erzeugen können, wobei die Effizienzverluste noch gar nicht einberechnet sind. Eine Wärmepumpe dagegen mit Jahresarbeitszahl 3 macht aus 1kWh Strom 3 kWh Wärme (In Neubauten seien sogar 5 kWh möglich.) Empört äußerte sich Narr deshalb über polemische Äußerungen aus anderen politischen Lagern, die die Wärmepumpe schlecht machen: „Die müssen dann schon Quellen nennen, wenn sie die Zahlen der Experten des Fraunhofer-Instituts mit diesen eindeutigen Ergebnissen anzweifeln wollen!“

Diese guten Zahlen seien nur deshalb möglich, weil die Wärmepumpe eben anders als oft fälschlicherweise behauptet, nicht mit Strom heize, sondern der Strom für den physikalischen Vorgang verwendet werde, um einer Wärmequelle, in der Regel der Außenluft, die Wärme zu entziehen und damit das Haus zu heizen. Zwar gebe es einen Heizstab, der aber nur für Notfälle sei, damit man im Winter auf keinen Fall frieren müsse. Gängige Wärmepumpen seien so dimensioniert, dass selbst bei einer Außentemperatur von -14°C eine Vorlauftemperatur von 55°C für die Heizkörper erreicht werde. Damit sei der Heizstab bei korrekter Installation gar nicht oder nur äußerst selten in Betrieb. Narr untermauerte dies mit der Norm, die nur erlaube, dass 5% des jährlich verbrauchten Stroms für den Heizstab verwendet werden dürfen. „Wenn Sie mehr dafür verbrauchen, ist es ein Mangel und der Heizungsbauer muss die Heizung auf seine Kosten austauschen!“

Außerdem sei die Wärmepumpe keine neue Erfindung. Sie nutze genau dasselbe Prinzip wie Klimaanlagen, Kühlschränke, Gefriertruhen etc. Auch in jedem E-Auto sei eine Wärmepumpe integriert.

Bis ins Detail führte Narr Rechenbeispiele vor. Dabei beschränkte er sich auf die am häufigsten gebräuchliche Luft/Wasser-Wärmepumpe, auch wenn Wärmepumpen mit Erdwärme oder Grundwasser eine noch höhere Effizienz aufweisen. Diese seien aber in der Anschaffung teurer. Auch zu den Anschaffungspreisen hatte er interessante Vergleiche dabei: Zwar seien die Wärmepumpen teurer als vergleichbare andere Heizungsformen, aber mit der bereits heute bestehenden finanziellen Förderung sei der Unterschied gar nicht so groß. Rechne man hinzu, dass die jährlichen Wartungskosten günstiger und die Brennstoffkosten deutlich niedriger seien, zeige sich die Wärmepumpe als klarer Sieger. Werner Narr hatte die einschlägigen Preisvergleichsportale nach aktuellen Preisen durchforstet und stellte eine Vergleichsrechnung für ein Haus mit einem jährlichen Wärmebedarf von 30.000 kWh an: Er kam auf Kosten von mehr als 3.000 € bei Öl- und mehr als 2.700 € bei Gasheizungen. Nur die Pelletheizung (über 2.300 €) kam in die Nähe der Wärmepumpe mit ca. 2.000 – 2.450 €. Dabei habe er sogar noch konservativ geschätzt. Einigen Anwesenden ging die Rechnung nicht weit genug. So wurde bemängelt, dass bei der Wärmepumpe zwar der benötigte Strom eingerechnet werde, bei den anderen Heizungsarten aber nicht, obwohl diese auch teilweise strom-intensiv seien (z.B. Pumpe). Berechne man das ein, würde die Wärmepumpe sogar noch besser abschneiden.

Um die Preisentwicklung abzuschätzen, zeigte Narr Daten der Verbraucherzentrale NRW: Bereits 2026 würden bei nur wenig sanierten Einfamilienhäusern die Heizkosten bei Gas oder Öl um 100 € bzw. 200 € im Vergleich zu heute steigen – alleine wegen des bereits unter der früheren Bundesregierung beschlossenen CO2-Preises. Damit werde jede heute neu eingebaute Gas- oder Ölheizung ein Kostengrab. So sehen es auch die Verbraucherzentralen in Bayern und warnen mittlerweile ausdrücklich vor dem Einbau neuer Gasheizungen. (https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/verbraucherzentralen-warnen-vor-einbau-neuer-gasheizungen,Tjlc2Yl, 13.07.2023)

Modlinger dankte Ingenieur Narr für seinen detailreichen und faktenbasierten Vortrag: „Damit nehmen wir nämlich die Menschen ernst und geben Hilfestellungen anstatt wie CSU, Freie Wähler und AfD mit Angst und Unwahrheiten zu werfen.“

In der anschließenden Diskussion intensiv über die polemische und populistische Argumentation der CDU/CSU diskutiert. Als letzte Bemerkung fiel dann aber auch, dass die politische Diskussion sich vorwiegend um Kosten und somit wirtschaftliche Kriterien dreht. Dabei sei das Schöne, dass man mit dem Einbau von Wärmepumpen einen Maßgeblichen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leiste und somit helfe, dass die Welt auch für unsere Kinder noch lebenswert bleibe. Und das sei doch eigentlich die wichtigste Aufgabe der Politik!

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