Wirtschaftsstaatssekretärin zu Besuch in Karlsfelder Batterie-Recycling-Start-Up

von links nach rechts: Martin Cremer, Gemeinderat Thomas Nuber, Sarah Fleischer (CEO, tozero), Dr. Franziska Brantner (parlamentarische Staatssekretärin), Dr. Ksenija Milicevic Neumann (CTO, tozero), Susanne Bellmann, Karin Beittel. Franziska Brantner hält 2 kleine Gläser mit Black Mass bzw. Lithium in ihren Händen.

Das Foto zeigt von links nach rechts: Martin Cremer, Gemeinderat Thomas Nuber, Sarah Fleischer (CEO, tozero), Dr. Franziska Brantner (parlamentarische Staatssekretärin), Dr. Ksenija Milicevic Neumann (CTO, tozero), Susanne Bellmann, Karin Beittel. Franziska Brantner hält 2 kleine Gläser mit Black Mass bzw. Lithium in ihren Händen.

Den Vorabend der Münchner Sicherheitskonferenz nutzte die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Franziska Brantner aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, um sich vor Ort im Karlsfelder Start-Up tozero über das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien zu informieren. Die beiden Gründerinnen Sarah Fleischer und Dr. Ksenija Milicevic Neumann zeigten in der Fabrikhalle die Geräte und Prozesse und sprachen mit Franziska Brantner über die Herausforderungen und die Stärken von tozero.

Nicht ohne Stolz zeigte Sarah Fleischer den Anwesenden „Karlsfelder Lithium“. Damit sei tozero ein Meilenstein gelungen, da die Extraktion von Lithium bisher nicht möglich oder sehr aufwändig war, wie eine kurze Beschreibung des Batterie-Recyclings zeigt:

Der gesamte Prozess des Recyclings durchläuft etliche Schritte, die von darauf spezialisierten Firmen durchgeführt werden: Zunächst werden gebrauchte Akkus eingesammelt. Auch der Ausschuss, der bei der Batterieproduktion entsteht (was im Eröffnungsjahr einer Batteriefabrik ungefähr 60% der Produktionsmenge darstellt), wird eingesammelt. Dann werden die eingesammelten Akkus zerlegt und geschreddert. Dabei werden neben Plastik die einfach zu entfernende Materialien wie Metalle (über Magnete) und Aluminium (über Luftstrom, da Aluminium sehr leicht ist) abgetrennt. Übrig bleibt eine schwarze Masse („Black mass“, s. Foto), ein Gemisch aus Lithium, Graphit, Kobalt, Nickel, Mangan. Diese gilt es herauszuholen, so dass sie wiederverwendet werden können. Dies ist volkswirtschaftlich zwingend notwendig, da aufgrund der steigenden Nachfrage nach Lithium-Ionen-Akkus – sei es für E-Autos oder Unterhaltungselektronik von Laptops bis hin zu Kopfhörern – der Bedarf an den Rohstoffen immer mehr zunimmt, Deutschland selbst oder Europa aber nicht über genügend Vorkommen verfügt. Deswegen hat die EU als Vorgabe definiert, dass im Jahr 2031 mindestens 80% des enthaltenen Lithiums aus Batterien recycelt werden muss.

Bisher gibt es dafür wenig Verfahren: In einem werden die Akkus im Hochofen verbrannt. Damit kann man recht gut die Materialien Mangan, Kobalt und Nickel extrahieren. Lithium aber kann nicht zurückgewonnen werden und Graphit (reiner Kohlenstoff) verbrennt, was zu einer hohen CO2-Belastung führt.

CTO Dr. Ksenija Milicevic Neumann erklärt die chemischen Prozesse zum Recycling des Lithiums
CTO Dr. Ksenija Milicevic Neumann erklärt die chemischen Prozesse zum Recycling des Lithiums

Stolz betonte Sarah Fleischer, dass sie heute schon die von der EU für 2031 geforderte Recycling-Quote erreiche. Ein weiterer Vorteil des in Karlsfeld eingesetzten Verfahrens sei, dass kein verunreinigtes Wasser als Abfall anfällt. Stattdessen könne das eingesetzte Wasser in einem Brauchwasser-Kreislauf ständig wiederverwendet werden.

Die parlamentarische Staatssekretärin Franziska Brantner zeigte sich beeindruckt von dem Verfahren: „Der Bedarf an Lithium und die Anzahl verbrauchter Batterien werden weiter zunehmen. Umso wichtiger werden effiziente und umweltfreundliche Recycling-Verfahren. Wir brauchen mehr innovative Unternehmen wie tozero, die hier vorangehen.“

Staatssekretärin Brantner im Gespräch mit CEO Sarah Fleischer – im Vordergrund in den kleinen Gefäßen „Black Mass“ und Lithium-Carbonat.
Staatssekretärin Brantner im Gespräch mit CEO Sarah Fleischer – im Vordergrund in den kleinen Gefäßen „Black Mass“ und Lithium-Carbonat.

tozero wurde erst vor anderthalb Jahren gegründet und hat in dieser Zeit schon viel erreicht: Gestartet war das Unternehmen mit der Idee von Dr. Ksenija Milicevic Neumann, die den Prozess zur Extraktion von Lithium und Graphit in einem Reagenzglas durchführen konnte. Nun hat tozero bewiesen, dass dies auch im industriellen Maßstab funktioniert!

Lithium wird vielerorts verwendet, z.B. in der Keramik- oder Glas-Produktion. Diese Industrie ist aktuell der Hauptabnehmer des in Karlsfeld gewonnenen Lithiums, da die Batterie-Produktion in Europa erst in den Anfängen steckt. Damit ist dieser Industrie, deren Marktführer vielfach im deutschen Mittelstand zu finden sind, sehr geholfen, da sie sonst im globalen Wettbewerb von den Automobilherstellern aufgrund der vergleichsweise kleinen benötigten Mengen an den Rand gedrückt werden.

Vor dem Betreten der Produktion wurden wir in Schutzkleidung gepackt. Von links nach rechts: Susanne Bellmann, Dr. Ksenija Milicevic Neumann, Sarah Fleischer, Dr. Franziska Brantner, Karin Beittel, Thomas Nuber, Martin Cremer
Vor dem Betreten der Produktion wurden wir in Schutzkleidung gepackt. Von links nach rechts: Susanne Bellmann, Dr. Ksenija Milicevic Neumann, Sarah Fleischer, Dr. Franziska Brantner, Karin Beittel, Thomas Nuber, Martin Cremer

Den Besuch konnten wir von den lokalen GRÜNEN (Gemeinderat Thomas Nuber, das Karlsfelder Sprecher*innen-Duo Susanne Bellmann und Martin Cremer und Kreisvorsitzende Karin Beittel) nutzen, um mit dem Unternehmen ins Gespräch zu kommen. tozero sei bei der Suche nach einem geeigneten Platz zufällig nach Karlsfeld gekommen, fühle sich nun hier aber sehr wohl, wie Sarah Fleischer betonte. Lediglich einen besseren ÖPNV würden sich die Gründerinnen wünschen, auch weil nicht im Homeoffice gearbeitet werde, um die Nähe der geschäftlichen Abteilungen zur Chemie zu halten. Englisch sei Unternehmenssprache, da in ihrem Unternehmen aktuell 17 Mitarbeiter*innen – aus 10 unterschiedlichen Ländern – arbeiten. Dass viele davon wegen der Arbeit bei tozero von überallher nach München gezogen seien, erfüllt sie mit Freude.

Die Pläne für die Zukunft bei tozero sind groß. Bald streben sie eine weitere Vergrößerung an. Für einen noch weiter in die Zukunft reichenden Blick von geschätzt 10 Jahren entwarf Sarah Fleischer die Vision, dass tozero in den europäischen Zentren für die Batterieproduktion, die aktuell im Entstehen seien, überall mit eigenen Werken vor Ort sei, ihren Hauptsitz aber weiter hier habe.

Gemeinderat Thomas Nuber erklärte im Anschluss: „Wir freuen uns, dass sich so ein zukunftsweisendes Unternehmen wie tozero Karlsfeld als Standort ausgesucht hat und wünschen uns natürlich den weiteren Ausbau hier vor Ort. Die Kommunalpolitik wird sich bemühen, das Umfeld für ein langfristiges Bleiben von tozero in Karlsfeld zu schaffen.“

veröffentlicht am 22.2.2024