Erst die Theorie, dann die Praxis: Besuch in der Karlsfelder Kläranlage

Peter Oberbauer, verantwortlich für die Kläranlage Karlsfeld, demonstriert die Arbeitsweise des Beckens
Peter Oberbauer, verantwortlich für die Kläranlage Karlsfeld, demonstriert die Arbeitsweise des Beckens

Am 8. Mai 2024 war Peter Oberbauer, bei den Gemeindewerken verantwortlich für die Kläranlage, bei unserem „Triff die Grünen“ mit zwei Kollegen, Magnus Klima und Leo Compostella, vorbeigekommen, um uns die Funktionsweise und die Hintergründe der Kläranlage zu erklären. Magnus, Auszubildender im ersten Lehrjahr, hatte dazu eine umfangreiche Präsentation vorbereitet. Leo ist Kaufmann für Büromanagement bei der Außenstelle der Buchhaltung und Verwaltung der Gemeindewerke Karlsfeld. Er hat sein Büro im Betriebsgebäude der Kläranlage, da dieses barrierefrei erreichbar ist. Das ist für ihn aufgrund seiner Körperbehinderung erforderlich.

Nun hatten wir eine Woche später auch die Gelegenheit, die Anlage im Betrieb zu besuchen und weitere Fragen zu stellen.

Mehr als 25 Personen – darunter viele Kinder – nutzten die Chance, den Durchlauf des Wassers von Station zu Station zu verfolgen. Siebe, Klär- und Belebungsbecken und nicht zuletzt hungrige Bakterien sorgen dafür, dass aus den Abwässern von Haushalten und Gewerbe wieder sauberes Wasser wird, das in die Umwelt geleitet werden kann. Peter Oberbauer verdeutlichte überall, welche Abfälle bzw. Schadstoffe an der jeweiligen Station aus dem Wasser gereinigt werden, seien es Grobstoffe, Sand oder organische Stoffe. Dabei erzählte er auch von vielfach vorgefundenen Inhaltsstoffen, die im Abwasser aber nichts zu suchen haben: u.a. Kronkorken, Blutzuckermessstäbchen, Feuchttücher.

Peter Oberbauer erklärt die Wirkungsweise der Mikroorganismen zur Klärung des Wassers
Peter Oberbauer erklärt die Wirkungsweise der Mikroorganismen zur Klärung des Wassers

Spannend auch die Rahmenbedingungen, unter denen die Kläranlage ihre Arbeit verrichtet. So wurden in den vergangenen 60 Jahren die Ansprüche an die Wasserqualität immer wieder erhöht, gleichzeitig gilt es, mit vielen Jahren Vorlauf den Zuzug weiterer Menschen zu berücksichtigen und das Ziel, vollständig klimaneutral zu arbeiten, soll in nicht allzu ferner Zukunft auch erreicht werden.

2023 wurden bereits 85,4% des benötigten Stroms aus Biogas und Photovoltaik selbst erzeugt. Die ausgefilterten Stoffe werden einer weiteren Verwertung zugeführt. Der Klärschlamm wird vor der Verbrennung in der Müllverbrennungsanlage getrocknet, um das Gewicht deutlich zu reduzieren und so die Kosten für Transport und Entsorgung zu senken. Dies geschieht mit – im Umland – einmaligen großen Hallen ähnlich zu Treibhäusern, um die natürliche Energie der Sonne zu nutzen.

Klärschlamm wird in riesiger Halle mit Sonnenenergie getrocknet
Klärschlamm wird in riesiger Halle mit Sonnenenergie getrocknet

Gleichzeitig wächst die Kläranlage, baut Redundanzen weiter aus, um auch bei einer Störung 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche zu laufen und wird auf Jahrzehnte Baustelle mit laufendem Betrieb bleiben.

Danke auch an dieser Stelle an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Führung. Nicht nur die Kinder waren begeistert von den anschaulichen Erzählungen. So haben wir unter anderem gelernt, dass das Abwasser für die Reise in die Kläranlage ca. 2-3 Stunden benötigt und dann für die gesamte Reinigung ca. 14 Stunden.

Becken wird mit Luft angereichert
Becken wird mit Luft angereichert und so in Bewegung versetzt

Wichtig war es Peter Oberbauer auch, dass den Bürgerinnen und Bürgern klar ist, dass in Karlsfeld nur die Haus- und Gewerbeanschlüsse an den Abwasser-Kanal angeschlossen sind und nicht die Gullis an den Straßen. Das dort ankommende Wasser wird direkt vor Ort versickert. Deswegen dürfen u.a. keine Autos auf den Straßen gewaschen oder Reinigungsmittel in die Gullis geleert werden. Auf der anderen Seite darf kein Regenwasser in den Abwasser-Kanal geleitet werden, sondern muss vor Ort versickert werden, da sonst die Kläranlage überfordert wäre. Dieses Konzept der getrennten Abwasserführung ist richtungsweisend, da es der Idee von Schwammstädten entspricht und dafür sorgt, dass unser Wasser bei uns vor Ort bleibt und nicht abtransportiert wird.

In diesem Video seht Ihr die einzelnen Verarbeitungsschritte.

Veröffentlicht am 30.5.2024